FR: Krieg im Sudan – Mehr Druck auf europäische Partner nötig

Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau von Ippen.Media habe ich dringende Konsequenzen für die schweren Kriegsverbrechen im Sudan gefordert. Das bedeutet zum einen, dass die Verantwortlichen in der EU mehr Gelder für humanitäre Hilfe freimachen müssen, statt sie zu kürzen. Und zum anderen, dass wir den Druck auf europäische Partner wie die Türkei und Ägypten erhöhen müssen, den Krieg nicht noch weiter anzuheizen und Waffenlieferungen zu stoppen.

taz: Konservative und Rechtsextreme im EU-Parlament beschließen Ruanda-Modell

Trotz Merz’ Versprechen, niemals mit der AfD zu paktieren, haben Konservative und Rechtsextreme im EU-Parlament die Auslagerung von Asylverfahren beschlossen. Damit ist nicht nur die Brandmauer gefallen; Staaten wie Ägypten oder die Türkei, in denen politische Verfolgung an der Tagesordnung ist, werden jetzt europaweit als sichere Herkunftsländer definiert und Schutzsuchende konsequent entrechtet. Meine Kritik daran hier.

PM: Bundeskanzler Merz muss die Koalition mit Rechtsextremen im EU-Parlament verhindern

Die CDU hat heute im Europäischen Parlament erstmals in ihrer Geschichte eine Mehrheit mit Stimmen der AfD und anderer rechtsextremer Parteien für eine Asylrechtsverschärfung gebildet. Diese Entscheidung reiht sich in die zunehmende Normalisierung der Allianz von Konservativen mit der extremen Rechten ein, die auch bei der Gesetzgebung keine Tabus mehr kennt. Damit brechen CDU und CSU ihren eigenen Unvereinbarkeitsbeschluss. Mehr Informationen zu den vorliegenden Gesetzesinitiativen findet ihr hier in meinem Briefing.

Als asylpolitischer Sprecher und Leiter der deutschen Grünen im Europaparlament, habe ich das scharf kritisiert:

„Die CDU/CSU im EU-Parlament radikalisiert sich in der Asylpolitik schneller, als sie Gesetze machen können. Mittlerweile verschärft sie gemeinsam mit der AfD die Gesetze, noch bevor die letzte Gesetzesverschärfung überhaupt umgesetzt ist. Mehrheiten mit rechtsextremen Parteien wie der AfD werden dabei nicht mehr nur hingenommen. Es wird inzwischen eine gezielte Allianz mit Rechtsextremen zur schrittweisen Abschaffung des bestehenden Asylrechts in Europa gebildet.

Während in der Ukraine täglich Menschen durch russische Angriffe sterben, machen sich die CDU und CSU auf europäischer Ebene zum Steigbügelhalter rechtsextremer Akteure und Putin-Lobbyisten. Dass die Unionsparteien allein in dieser Woche vier Gesetzesverschärfungen auf eine Mehrheit mit Rechtsextremisten stützen, kann man nur als Abschied der Konservativen aus der politischen Mitte werten. Nach dem Motto “Je härter, desto besser” werden Geflüchtete systematisch entrechtet und europäische Werte infrage gestellt. Tatsächliche Herausforderungen und Lösungen in der Migrationspolitik geraten in diesem Wettrennen um die härtesten Asylgesetze inzwischen völlig aus dem Blick. 

Friedrich Merz hat zugesagt, dass es unter ihm keine Kooperation mit Rechtsextremen geben wird. Doch genau das ist nun die Realität im Europäischen Parlament. Wir erwarten als Grüne, dass der Bundeskanzler ein Machtwort spricht und diese Allianz seiner Partei mit der extremen Rechten beendet. Es geht dabei nicht um die Frage, wie die Asylpolitik gestaltet wird, sondern um die grundsätzliche Frage, ob die Feinde Europas und der Demokratie Gestaltungsmacht bekommen.

ZDF MoMa: Fairer Verteilungsschlüssel statt Freikaufen von Solidarität

Nachdem EU-Kommissar Magnus Brunner diese Woche den ersten Migrationsmanagementzyklus und damit verbundenene Pläne für den Solidaritätsmechanismus vorgestellt hat, durfte ich das Ganze im ZDF Morgenmagazin noch einmal einordnen. Für mich ist klar: Ohne ein Umdenken der Mitgliedstaaten weg von Abschreckung und hin zu Solidarität und Rechtsstaatlichkeit wird auch der Solidaritätsmechanismus am Chaos und Leid an unseren Außengrenzen nichts ändern.

Phoenix Unter den Linden: 10 Jahre “Wir schaffen das”

Genau 10 Jahre nach Angela Merkels historischem Satz “Wir schaffen das” habe ich mit Stephan Mayer von der CSU darüber diskutiert, dass der politische Wille fehlt, es wirklich zu schaffen. Wenn humanitäre Helfer*innen im Mittelmeer als Shuttleservice bezeichnet, legale Fluchtwege geschlossen und mit Worten gespalten wird, werden wir unserer Verantwortung schlichtweg nicht gerecht. Zur ganzen Sendung.

Focus+: EuGH-Urteil – Bundesregierung muss Liste der sicheren Herkunftstaaten sofort überprüfen

Nach dem jüngsten Urteil des Europäischen Gerichtshof muss die gesamte Bevölkerung eines Landes, inklusive Minderheiten, sicher sein, um als sicheres Herkunftsland zu gelten. Gegenüber dem Focus durfte ich klarmachen: Wenn die Bundesregierung das Urteil ernst nimmt, muss sie daraus Konsequenzen ziehen und darf Länder wie Algerien, Marokko und Tunesien nicht zu sicheren Herkunftstaaten erklären.

PM: Europachef der Grünen fordert Bekenntnis zur Rechtsstaatlichkeit von Innenministern

Heute treffen sich die europäischen Innenminister*innen unter der neuen dänischen Ratspräsidentschaft zu einem informellen Treffen, um über eine neue europäische Migrationsstrategie zu beraten. Diese sieht unter dem Deckmantel „innovativer Lösungen“ vor allem eines vor: mehr Abschiebungen und die Auslagerung von Verantwortung an Drittstaaten. Menschenrechte oder Integrationsbemühungen fehlen hingegen auf der Tagesordnung.

In einer Pressemitteilung habe ich diese Entwicklung scharf kritisiert:

„Die Innenminister radikalisieren sich schneller, als sie Gesetze machen können. Die neuen GEAS-Regelungen wurden noch nicht einmal umgesetzt – da liegen schon neue Gesetzesentwürfe auf dem Tisch. Europa hat einen neuen Konsens in der Asylpolitik: Je härter, desto besser. Menschenrechte und rechtsstaatliche Prinzipien werden dabei inzwischen systematisch missachtet.

Seit Jahren verschiebt sich die Migrationspolitik an den rechten Rand. Viele Regierungen brechen inzwischen sogar die eigenen Gesetze und zweifeln Gerichtsurteile an. Griechenland hat das Asylrecht de facto ausgesetzt. An der Grenze zwischen Polen und Belarus kommt es täglich zu illegalen Zurückweisungen. Und Italien oder Malta unterlassen systematisch die Hilfeleistung im Mittelmeer, wodurch bereits hunderte Schutzsuchende ertrunken sind.

Selbst die deutsche Bundesregierung bricht ganz offen geltendes Recht und verwehrt Asylsuchenden den Zugang zu einem rechtsstaatlichen Verfahren. 

Das sind keine Einzelfälle mehr – das ist politische Methode geworden. Man erkauft sich die Abschottung, aber niemand fragt nach dem Preis dafür. In der Asylpolitik wird in vorauseilendem Gehorsam rechtsradikale Politik umgesetzt und normalisiert. Eine Migrationspolitik, die auf Entrechtung setzt, ist aber nicht innovativ, sie ist brandgefährlich.

Rechtsstaatlichkeit muss die Grundlage des Regierungshandelns in Demokratien sein. Die Innenminister sollten das Treffen heute nutzen, um sich klar zum EU-Recht zu bekennen.“

rbb24 Inforadio: Bundesregierung versteht nicht, wie EU funktioniert

Auf der Zugspitze reden sechs Staaten über europäische Asylpolitik – dabei braucht es dafür 27. Der Innenminister beklagt die Isolation Deutschlands, dabei ist es seine Politik der illegalen Grenzkontrollen und Zurückweisungen, die genau diese Isolation erst geschaffen hat. Denn: Wer Abschottung predigt, kann nicht gleichzeitig europäische Solidarität einfordern. Mehr dazu durfte ich im rbb-Inforadio erklären.

PM: Christdemokraten: Brandmauer fällt auch in der Entwicklungszusammenarbeit

Die Europäische Volkspartei (EVP) – einschließlich der Abgeordneten von CDU/CSU – hat heute gemeinsam mit rechten Fraktionen im Europäischen Parlament den Initiativbericht zur Entwicklungsfinanzierung scheitern lassen. Der Bericht sollte die Position des EU-Parlaments im Vorfeld der vierten internationalen Konferenz über Entwicklungsfinanzierung festlegen, die Ende Juni in Sevilla stattfindet. Angesichts der massiven Kürzungen der internationalen Gelder durch die Trump-Administration ist diese Konferenz wohl der Strohhalm, an dem die internationale Entwicklungsfinanzierung aktuell hängt.

Obwohl die EVP fast alle Abstimmungen zu dem Bericht gewann, stimmten sie am Ende mit Rechtskonservativen und Rechtsextremen dagegen und verhinderten so eine relevante inhaltliche Teilnahme des EU-Parlaments an der Konferenz.

Als Koordinator der Grünen/EFA im Entwicklungsausschuss (DEVE) habe ich dieses Verhalten deutlich kritisiert:

„Es ist traurig und beschämend, dass sich die Christdemokraten gegen die Entwicklungsfinanzierung stellen und dazu Mehrheiten mit der extremen Rechten bilden. Besonders angesichts der großen Krisen auf der Welt wäre es wichtig, dass die EU als starker Akteur auftritt, um Armut zu bekämpfen und Entwicklungsziele wieder in den Blick zu nehmen. Statt sich konstruktiv einzubringen, haben CDU und CSU gemeinsam mit Rechtsextremen den Bericht zu Fall gebracht. Was mit der Polemik gegen Fahrradwege in Peru begann, ist inzwischen ein ausgewachsener Kampf gegen die Entwicklungsfinanzierung, wie wir ihn auch in den USA beobachten. Millionen Leben hängen an dieser Finanzierung und es ist verheerend, wie man humanitäre Prinzipien einem Kulturkampf opfert.

Im EU-Parlament werden inzwischen bewusst Mehrheiten von CDU bis AfD in Kauf genommen. Dieses Verhalten sendet ein verheerendes Signal an unsere Partnerländer im Globalen Süden. Es untergräbt das Vertrauen in die EU in der Welt und schwächt die Rolle des Europäischen Parlaments.

Während sie in Berlin behaupten, sich für Multilateralismus einzusetzen, torpedieren sie multilaterale Entwicklungszusammenarbeit in Brüssel. Wer solche zentralen Prinzipien im Parlament aufgibt, verspielt die Glaubwürdigkeit europäischer Politik.“

Zum Berichtsentwurf.

Zu den Abstimmungsergebnissen (ab Seite 49).

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